Buch: „Die Farben der Magie“ von Terry Pratchett

✍️ Geschrieben am 2022-03-03 mit 1335 Wörtern.
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Motivation

Anita hat mir Terry Pratchett's Klassiker „Die Farben der Magie“ (original: “The Colour of Magic”) zum Lesen gegeben. Es handelt sich um einen britischen Klassiker aus dem Jahre 1983 und das erste Buch der Scheibenwelt-Serie. Dass ich es auf Deutsch und nicht der Originalsprache gelesen habe, ist der Verfügbarkeit geschuldet und keine bewusste Entscheidung. Das Buch wurde sogar 2008 verfilmt (trailer on IMDB). Fertig gelesen, möchte ich noch meinen Buchreview publizieren.

Buch „Die Farben der Magie“

Der Inhalt

  • Die Scheibenwelt auf der sich die ganze Romanreihe abspielt. Ankh-Morpork ist die größte Stadt der Scheibenwelt, wobei der Tempel des Bel-Shamharoth, der Wyrmberg und der Rand der Scheibenwelt genauso eine Rolle spielen im ersten Buch. Bewohner sind wahrlich vielfältig: Trolle, Gnolle, Kobolde, Zwerge, Gnome, Golems, Goblins, Gargoyles, Werwölfe, Zombies, Vampire, …

  • Zauberer Rincewind wurde aus der Unsichtbaren Universität (in Ankh-Morpork) hinausgeworfen. Die körperlich, magere Gestalt wirkt wie ein Antiheld, da er zahlreiche Zaubersprüche vergessen hat und vorwiegend opportunistisch agiert anstatt aus eigener Überzeugung. Andererseits löst er einige brenzelige Situationen geschickt und seine Sprachkenntnisse (zB Chimärianisch) machen ihn zu einem geeigneten Begleiter von Zweiblum.

  • Über Zweiblum wird gar nicht so viel verraten, aber Zweiblum ist jedenfalls „der erste Tourist auf der Scheibenwelt“ und ein Versicherungsvertreter. Im Zentrum steht seine Neugier, die ihn in gefährliche Situationen bringt, aber er mit Abenteuerlust begegnet. Während Rincewind ihn wahrlich vor Schaden bewahrt, will Zweiblum stets Neues ausprobieren. „Höre mal, ich hab’s eben ernst gemeint. Hier ist es sehr gefährlich“ (Seite 28) warnt ihn Rincewind bereits bei der ersten Begegnung. Zweiblum ist in der angenehmen Position, dass man in seiner Heimat deutlich mehr verdient als in Ankh-Morpork. Als solches ist Zweiblum regelrecht reich, aber wird so auch zum Ziel von Dieben.

  • Apropos Reichtum. Eine Truhe folgt Zweiblum stets treu auf seinen zahlreichen Beinen. Mit ihrem beweglichen Deckel, der durch die Reaktionen Emotionen ausdrückt, sowie der Treue erinnert die Truhe an einen Hund.

  • Hrun, der Barbar, kommt ebenso öfters vor. Hrun ist stark, grob und denkt wenig über die Konsequenzen seines Handelns nach.

  • Ein Ikonograph nutzt Kobolde um Bilder einer Szene zu kreiieren. Manchmal werden Salamander zur Belichtung verwendet. Es ist ein Äquivalent zu einem Fotoapparat.

  • Den Sensenmann, als anthropomorphe Personifikation des Todes, war eine eher klassische aber humorvolle Erscheinung.

Der Inhalt des ersten Buchs bzw. die Ziele von Zweiblum sind gar nicht so genau definiert, aber Zweiblum möchte alle verschiedenen Orte und Gestalten der Scheibenwelt kennen lernen. Nachdem sie von einem Fettnäpfchen ins Nächste tappen, entwickelt sich die Geschichte (für mich oft undurchsichtig) einfach weiter. Eine Taverne wird abgebrannt, Rincewind verbringt eine Zeit innerhalb der Bäume eines Waldes während die beiden unabsichtlich getrennt werden und am Ende befinden sie sich am Rand der Scheibenwelt. Aber was ist die Scheibenwelt eigentlich?

Die Scheibenwelt

Die Scheibenwelt ist das wohl bekannteste Element der Serie. Die Scheibenwelt ist eine planetengroße Scheibe, die auf dem Rücken von vier riesigen Elefanten durch Raum getragen wird. Die Elefanten stehen wiederum auf „Groß A’Tuin“, einer riesigen Schildkröte.

Eine Suchanfrage bei duckduckgo zeigt zahlreiche Illustrationen dieses beliebten Motivs. Da ich keines mit Lizenzangabe fand, möchte ich hier keines wiedergeben.

Aus der Scheibenform folgt auch, dass es keine NOSW-Einteilung der Himmelsrichtungen gibt, sondern „mittwärts“ und „randwärts“. Die Rotation der Scheibenwelt, um ihre eigene Achse, dient dazu „das Gewicht gleichmäßig auf die vier Elefanten zu verteilen“. Zugleich ergeben sich damit auch die Richtungen „drehwärts“ und „entgegengesetzt“. Es gibt auch 8 Jahreszeiten, aber vor der okkulten Zahl 8 muss man sich hüten. Sie darf von einem Zauberer nie laut ausgesprochen werden. Der gesamte Roman besteht aus Ersetzungen von „acht“ mit zB „fünf und drei“, „die Zahl kleiner als neun“, oder einfach „die Zahl, die man nicht aussprechen darf“. Diese Umständlichkeiten erklären auch, wieso die Götter der Scheibenwelt keine Anerkennung erfahren. Doch das Geschehen auf der Scheibenwelt wird eigentlich von diesen würfelnden Göttern bestimmt, wie der Leser in Kurzabschnitten vernimmt.

„Die Truhe kam aus einem der neun minus eins Korridore, die von der Kammer abzweigten.“

— Die Farben der Magie (Seite 122)

„Rincewind erinnerte sich an seine Zimmernummer im Wohnheim der Universität: 7a. Sie hatte ihn nicht überrascht.“

— Die Farben der Magie (Seite 109)

Als sie ins Freie gelangten, fielen hinter ihnen die achteckigen Steine des oktogonalen Zugangs auf Fliesen mit zweimal vier Seiten.

— Die Farben der Magie (Seite 129)

Parodie

Ursprünglich wurde dieser Roman als Parodie auf das Fantasy-Genre entwickelt. Scheinbar aufgrund des Erfolgs entschied man die Geschichte zu ganzen 41 Büchern auszubauen.

Ich versuche ein paar Aspekte herauszugreifen:

  • Die Truhe besteht aus „intelligentem Birnbaumholz“. Durchgängig werden Adjektive hinzugefügt, die teilweise erklärt werden oder eben mit Humor ignoriert werden müssen. Manchmal beflügelt es jedenfalls die eigene Fantasie. Auch „sprintende Flammen“ finde ich eine interessante Formulierung:

    Rincewind hob den Kopf und stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus, als ihm ein weiterer glühender Holzsplitter über den Nacken strich. Auf beiden Straßenseiten sprinteten Flammen über die Dächer.

    — Die Farben der Magie (Seite 81)
  • Die Absurdität der Funktionsweise der Welt ist manchmal haarsträubend, wie etwa dieses Definition von „Söldnern“:

    Der Zauberer glaubte plötzlich zu verstehen. »Oh, du bist gekommen, um Söldner (›Krieger, die für den Stamm mit den meisten Milchnüssen kämpfen‹) in deine Dienste nehmen?«

    — Die Farben der Magie (Seite 28)

    … oder die Definition des Wyrmberg als „breites Plateau des kopfstehenden Berges“.

  • Manchmal findet man echt lustige Sprüche, wobei ich mir nicht sicher bin wem die Ehre gebührt (Mr. Prachett oder dem Übersetzer):

    »Ich versichere dir, daß ich nie an eine solche Möglichkeit gedacht habe.«

    »Tatsächlich? Dann solltest du dein Gesicht wegen Verleumdung verklagen.«

    — Die Farben der Magie (Seite 40)
  • Oft werden Referenzen auf fremde Dimensionen und andere Lichter aufgebaut. Deren Funktionsweise wird bestenfalls „marginal“ erklärt, aber die grundsätzlich unwesentlich für die Geschichte sind:

    Er versuchte, sich an die wenigen Einzelheiten zu erinnern, die er über sie wußte. Die Eidechsen dieser Art gehörten zu den magischen Geschöpfen. Ihnen fehlte ein Maul, da sie sich allein von den proteinreichen oktarinen Wellenlängen im Sonnenlicht der Scheibenwelt ernährten. Natürlich nahmen sie auch den Rest des Lichts auf und verstauten ihn in einem speziellen Sack, der auf normale Weise entleert wurde. Eine von Scheibenwelt-Salamandern bewohnte Wüste strahlte des Nachts so hell wie ein Leuchtturm.

    — Die Farben der Magie (Seite 128)

Conclusio

Ich muss zugeben, dass mein Zugang zu Fantasy beschränkt ist, da ich in Fantasiewelten keine inhärente Faszination sehe und mich stattdessen eher an konsistenten und klaren Modellen in der Realität erfreue. Aus diesem Grund beschäftige ich mich nicht mit Fantasy.

Nun sollte man dieses Buch jedoch vermutlich nicht als „Fantasy“ sondern „Parodie auf Fantasy“ verstehen. Dann sollte man wohl das Buch kopfschüttelnd als ‚sinnbefreit‘ zur Kenntnis nehmen und sich an den Eigenheiten der Welt erfreuen. Dann lautet mein Conclusio, dass ich es anstrengend fand mir zahlreiche Definitionen und Namen zu merken um mich an den wenigen lustigen Formulierungen zu erfreuen.

Beim Lesen bleibe ich inhaltlich bei anderen Themen 😉